Gebetbuch- und Buchbindereimuseum

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Im Erdgeschoss des Schlosses ist ein Gebetbuch- und Buchbindereimuseum eingerichtet, in dem prachtvolle Bibeln, Gebetbücher sowie Taschenkalender gezeigt werden. Ein wesentlicher Bestandteil der Ausstellung sind auch auch einige alte Buchbindereimaschinen und Werkzeuge.

Das Museum dokumentiert die Verlags- und Buchbindereigeschichte des ehemaligen Unternehmens J. Steinbrener, das zu seiner Glanzzeit bis zu 1000 Mitarbeiter beschäftigte und in über 65 Ländern Niederlassungen hatte.

Gegründet wurde die Buchbinderei Steinbrener bereits am 1. Jänner 1855 von Johann Steinbrener im elterlichen Haus in Winterberg. Neben seiner Buchbinderwerkstätte betrieb er auch einen kleinen Buchladen. Er übte sein Handwerk so erfolgreich aus, dass er bereits 10 Jahre später, 1865, den ersten Gesellen beschäftigen konnte.

1870 begann Johann Steinbrener selbst Gebetbücher zu verlegen, welche sich sehr schnell großer Beliebtheit erfreuten. An diesen Erfolg anknüpfend wurde 1874 eine verlagseigene Druckerei gegründet, welche noch im selben Jahr die ersten Kalender produzierte. Die bekanntesten und beliebtesten waren „Der große Haus- und Familienkalender“, der „Große Marienkalender“ und der „Kalender für Zeit und Ewigkeit“. Bei diesen Kalendern handelte es sich nicht um Kalender wie man sie heute kennt, sondern vielmehr um Bücher mit Geschichten und alltäglichen Erzählungen. Die volkstümlichen Kalender erreichten in ihrer besten Zeit eine Auflage von einer Million Stück, welche auch zum großen Erfolg des Unternehmens beitrugen.

Die große Beliebtheit der Gebetbücher brach auch nach der Jahrhundertwende nicht ab. 1900 wurden 490 verschiedene Gebetsbücher in 11 Sprachen produziert.
Aus der Ein-Mann Buchbinderei wurde ein großes Unternehmen und Johann Steinbrener wurde vom einfachen Buchbinder zum Industriellen, welcher trotz des großen Erfolges ein einfacher und fürsorglicher Mensch blieb. Zeit seines Lebens errichtete er eine Anzahl von karitativen Einrichtungen und eröffnete auch einige Musterbetriebe zur Ausbildung von jungen Menschen.

Nach seinem Tod wurde sein Vermächtnis durch seine beiden Söhne, Johannes und Rupert, weitergeführt. Als Anerkennung für ihre Verdienste wurde den Brüdern am 25. Februar 1911 durch den Vatikan der Titel „Verleger des Heiligen Apostolischen Stuhles“ verliehen. Sehr bald danach erfolgte auch der Eintritt deren Söhne Hans-Thomas und Rupert Steinbrener in das Unternehmen. Sie bauten auf den Erfolgen der Vergangenheit auf und erweiterten den Export.

In den folgenden Jahren erlebte das Unternehmen seine Blütezeit. 1.000 Mitarbeiter waren an über 400 Maschinen tätig und stellten damit die größte Buchbinderei des Landes dar.

1945 brachte einen dramatischen Einschnitt/Wendepunkt in der Geschichte des Unternehmens. Nach Ende des 2. Weltkrieges erfolgte die Vertreibung und Enteignung der Volksgruppe der Sudetendeutschen. Für das Unternehmen und die Familie bedeutete das den Verlust aller Produktionsstätten, des modernen Maschinenparks und der zahlreichen Fabriks- und Wohnhäuser, aber vor allem den Verlust der Heimat.

1946 wurde beschlossen das Unternehmen in Österreich wieder aufzubauen, jedoch war der Weg mit zahlreichen Schwierigkeiten und Hindernissen gepflastert, bis man in Schärding das geeignete Gebäude für den Neuanfang gefunden hat.

In Österreich hat sich das Unternehmen verstärkt auf die Buchbinderei konzentriert. Neben den Gebetbüchern (das Gebetbuch „Preiset den Herrn“ wird heut zu Tage in der 36. Auflage vertrieben), wurden auch kirchliche Gesangsbücher für verschiedene Diözesen und verschieden Kalender produziert. Die Produktion der Kalender wurde 1978 eingestellt.

Bis zum heutigen Tage steht der Name Steinbrener für höchste buchbinderische Qualitätsarbeit. Die Schwerpunkte liegen nach wie vor auf der Erstellung von hochwertigen Produkten wie zum Beispiel Ganzledereinbänden mit hochwertigen Goldprägungen, rein handwerklich hergestellte Faksimiles und die Gold- und Farbschnittproduktion vom Einzelbuchkern bis hin zu sehr großen Auflagen.

www.steinbrener.at

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